Katholische Jugend zeigt Flagge für queere Rechte beim CSD in Köln

Katholische Jugendgruppen nehmen am 4. Juli 2025 am CSD in Köln teil, um ein Zeichen gegen Diskriminierung queerer Menschen zu setzen.
Katholische Jugendgruppen nehmen am 4. Juli 2025 am CSD in Köln teil, um ein Zeichen gegen Diskriminierung queerer Menschen zu setzen. (Symbolbild/MH)

Katholische Jugend zeigt Flagge für queere Rechte beim CSD in Köln

Köln, Deutschland - In einem bemerkenswerten Schritt gegen die Diskriminierung queerer Menschen ziehen heute, am 4. Juli 2025, mehr als 100 Vertreter katholischer Jugendgruppen zum Christopher Street Day (CSD) in Köln. Diese Initiative, die gemeinsam mit der Plattform #OutInChurch und youngcaritas durchgeführt wird, sendet ein starkes Signal für Vielfalt und Akzeptanz innerhalb der Kirche und Gesellschaft.

Die Teilnahme an diesem bedeutenden Event wurde am Donnerstag durch den Kölner Diözesanverband des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) angekündigt. Verbandsvorsitzende Sarah Bonk hebt hervor, dass es möglich ist, sowohl queer als auch katholisch zu sein und dass man sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen muss. Der CSD steht seit seinen Anfängen für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und weiteren queeren Personen.

Ein Zeichen der Veränderung

Die katholische Kirche sieht sich traditionell mit einem Konflikt konfrontiert, wenn es um die Akzeptanz von queeren Menschen geht. Laut der katholischen Lehre wird das Ausleben von Homosexualität als Sünde betrachtet. Doch die Teilnahme der Jugendlichen am CSD bedeutet nicht nur eine Demonstration, sondern auch eine bewusste Auseinandersetzung mit dieser Lehre. Ramona Kielblock von #OutInChurch kritisiert die Haltung der Kirche und betont, dass es notwendig ist, sich trotz möglicher Widerstände aktiv einzubringen.

Im Vorfeld der Veranstaltung formiert sich jedoch auch Protest. Auf der Plattform „citizengo“ haben etwa 16.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, die Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dazu auffordert, die Beteiligung am CSD zu unterbinden. Der Widerstand bezieht sich auf die traditionelle Lehre, die viele, leider immer noch, radikal vertreten.

Queer-sensible Theologie im Aufwind

Parallel zu den Aktivitäten am CSD haben zwei schwule katholische Theologen, Norbert Lammers und Stefan Diefenbach, ein Buch veröffentlicht, das sich mit einer queer-sensiblen Kirche auseinandersetzt. In ihrem Werk, das nach der Kampagne #OutInChurch entstand, erläutern sie, wie queeres Leben innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft aktiv gelebt werden kann. Lammers und Diefenbach fordern, dass die Vielfalt Gottes auch in der Kirche anerkannt wird.

Beide Theologen betonen, wie wichtig es ist, dass die Lebens- und Glaubenserfahrungen queerer Menschen in der Kirche gehört und wertgeschätzt werden. Ihr Anliegen ist es, Mut zuzusprechen und queeren Menschen eine Stimme zu geben. Ihre Aktivitäten sind Teil einer größeren Bewegung, die darauf abzielt, Zugänglichkeit und Gleichheit innerhalb der kirchlichen Strukturen zu fördern, auch wenn es innerkirchlich weiterhin Widerstände gibt.

Die Herausforderungen der Gegenwart

Im 21. Jahrhundert predigen viele christliche Kirchen Nächstenliebe und Gleichheit vor Gott, doch die Realität sieht oft anders aus. Konservative Strömungen nutzen Bibelstellen, um homosexuelle Lebensweisen zu verurteilen, während queere Theologien versuchen, diese Texte neu zu interpretieren und als Quellen des Empowerments heranzuziehen. Die damalige Ausgrenzung queerer Menschen, sowohl in der römisch-katholischen als auch in den evangelischen Kirchen, ist mittlerweile Teil der Geschichte.

In einem aktuellen Diskurs stellt der evangelische Theologieprofessor Thorsten Dietz fest, dass die Sünde von Sodom nicht gleichbedeutend mit einem Verbot gleichgeschlechtlicher Sexualität ist. Auch Jens Ehebrecht-Zumsande, katholischer Pastoralreferent, kritisiert die einseitige Auslegung mancher Bibelstellen und plädiert für eine differenziertere Sichtweise. Diese Positionen zeigen, dass es in der Theologie einen tiefen Wandel im Hinblick auf akkurate Darstellung und Akzeptanz queerem Lebens gibt.

Die Stimme der Jugendgruppen bei der Demonstration wird als Teil dieser notwendigen Veränderung wahrgenommen, die sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft ansteht. Mit einem klaren Bekenntnis warten wir gespannt, wie sich diese Debatten weiterentwickeln und welche positiven Impulse daraus entstehen werden.

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OrtKöln, Deutschland
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