Reliquien im Fokus: Knochen der Heiligen verbinden Glauben und Geschichte

Reliquien im Fokus: Knochen der Heiligen verbinden Glauben und Geschichte
St. Georg, Deutschland - Reliquien, jene oft kleinen Stücke vom Körper eines Heiligen, spielen eine zentrale Rolle in der katholischen Kirche. Heute thematisieren wir die Bedeutung und den Umgang mit diesen faszinierenden Objekten, die für viele Gläubige eine Brücke zu den Heiligen darstellen. Martin Colberg, Archivar des Erzbistums Hamburg, erklärt im Detail, dass Reliquien häufig aus Knochen bestehen, da diese lange erhalten bleiben. So verpackte er jüngst einen kleinen Knochen des Heiligen Ansgar, der im 9. Jahrhundert lebte und das Christentum nach Hamburg brachte, für die Reliquie im Mariendom in St. Georg. Laut NDR sind die Heiligsprechungen, die nötig sind, um jemandem die Verehrung als Heiligen zu ermöglichen, oft langwierig und anspruchsvoll.
Doch wie kommt es zu diesen Reliquien? Manchmal werden spezielle Knochensägen genutzt, um kleine Stücke von Heiligenknochen abzusägen. Diese Stückchen finden häufig ihren Platz in Altären, um die Nähe zu Märtyrern zu symbolisieren. Ein gebührendes Beispiel hierfür sind die Beisetzungen des Heiligen Probus und des Heiligen Jokundus in Hamburg-Rahlstedt, dokumentiert in einem Weih-Buch.
Wichtige Vorgaben vom Vatikan
Der Vatikan hat nun eine neue Instruktion zum Umgang mit Reliquien veröffentlicht, die sich speziell an Bischöfe richtet. Diese Instruktion, die unter dem Titel „Die Reliquien in der Kirche: Echtheit und Aufbewahrung“ bekannt ist, umfasst zehn Seiten und zielt darauf ab, die Echtheit von Reliquien zu gewährleisten und entsprechend klar zu regeln, wie Bischöfe mit diesen Objekten umgehen sollen. Eine Genehmigung von kirchlicher Seite ist unerlässlich, bevor Gliedmaßen von Verstorbenen, die selig- oder heiliggesprochen werden sollen, entnommen werden dürfen. Laut katholisch.de bleibt der Verkauf und Handel mit Reliquien strengstens verboten.
Es wird zudem zwischen Primär- und Sekundärreliquien unterschieden. Primärreliquien umfassen Leichname, Körperteile oder sogar Asche von Seligen oder Heiligen, während Sekundärreliquien kleinere Körperteile oder Gegenstände sind, die mit ihren Gebeinen in Berührung kamen. Besonders bei Sekundärreliquien ist es wichtig, dass diese mit Würde und Ehrfurcht behandelt werden, um Aberglauben zu vermeiden.
Die Haltung der Gläubigen
Reliquien sind für Katholiken von besonderer Bedeutung, da sie eine persönliche Verbindung zu den Heiligen herstellen. Viele Gläubige fühlen sich wohl in der Anwesenheit dieser Objekte, die sie an die Märtyrer und Heiligen erinnern. Für Nicht-Katholiken hingegen kann das Thema Reliquien oft befremdlich wirken. So kann es vorkommen, dass die neutrale Betrachtung einer Reliquie auf Unverständnis stößt, während sie für Gläubige eine tiefere Bedeutung hat.
Die Diskussion um Reliquien gewinnt neue Brisanz, da nach dem Zweiten Weltkrieg viele Kirchen neu erbaut wurden und sich die Gemeinden verkleinert haben. Reliquien aus der entweihten Kirche St. Maximilian Kolbe finden nun ihren Platz in St. Maria in Harburg, während in der Kirche St. Petrus in Finkenwerder die Reliquie der heiligen Theresia von Lisieux in einem Schrein für die Gläubigen sichtbar gemacht wurde.
Ein spannendster Punkt ist zudem die Seligsprechung eines Erzbischofs am 17. Mai, der 1942 von der Sowjetischen Armee ermordet wurde. Hierbei stellt sich die Herausforderung, dass bislang keine menschlichen Überreste gefunden wurden, was bedeutet, dass keine Reliquien zur Verfügung stehen.
Die Debatte um Reliquien bleibt lebendig und spiegelt die komplexe Beziehung zwischen Geschichte, Glauben und modernen kirchlichen Vorgaben wider. Verblüffend ist dabei, wie sich Tradition und heutige kirchliche Praxis miteinander verweben und wie Reliquien weiterhin ein faszinierendes Thema unter Gotteshausbesuchern darstellen.
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Ort | St. Georg, Deutschland |
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