Wadersloher Schützenfest: Erinnerung an Mut gegen das NS-Regime!

Wadersloher Schützenfest: Erinnerung an Mut gegen das NS-Regime!
Wadersloh, Deutschland - Am heutigen Wochenende wird in Wadersloh ein festliches Spektakel gefeiert: das traditionelle Schützenfest. Dieses Jahr hat das Fest eine besondere Note, da es nicht nur dem Feiern dient, sondern auch einer intensiven Auseinandersetzung mit der Geschichte des Schützenvereins, der in den 1930er-Jahren gezwungen war, sich unter dem Druck des NS-Regimes aufzulösen. Am Sonntagmorgen findet im Rahmen des Festes eine Gedenkstunde beim Ehrenmal bei Selhorst (Stromberger Straße/Kopernikusstraße) statt, die an diese dunkle Zeit erinnert. Mario Wachsmann, der Offizier der Jubilarkompanie, hielt im Rahmen der Feierlichkeiten eine bewegende Rede, die mit einem humorvollen Ansatz begann, sich jedoch schnell in einen nachdenklichen Rückblick auf die Vereinsgeschichte wandelte.
In seiner Ansprache verweis Wachsmann auf die Bedenken, die die Führung des Schützenvereins damals dazu bewegten, einen selbst auferlegten Rückzug zu erwägen. 1933, mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, verschärfte sich die Situation dramatisch: Oberst Dr. Robert Leineweber und Bürgermeister Gerhard Mense lehnten eine Mitgliedschaft im NS-Reichsbund für Leibesübungen ab und traten damit in offenen Widerstand, was schließlich zur Selbstauflösung des Vereins im Jahr 1937 führte. Dieser Schritt war eine mutige Haltung in einer Zeit, in der sich viele Vereine der politischen Gleichschaltung unterwarfen.
Vereinsgeschichte und Erinnerungsarbeit
Die Erinnerung an den jüdischen Schützenkönig Louis Gutmann, der 1925 regierte, wurde in Wachsmanns Rede ebenfalls angesprochen. Sein Name, der in der regionalen Geschichte oft kaum erwähnt wird, soll nicht in Vergessenheit geraten. Der Appell zur Toleranz, Vielfalt und den Rechten von Minderheiten wurde als zentrale Botschaft deutlich, um sicherzustellen, dass sich die Gräueltaten der Vergangenheit nicht wiederholen.
Das Schützenfest, das vom 14. bis 16. Juni 2025 stattfindet, bietet eine Menge an Attraktionen für alle Altersgruppen. Von Kinderbelustigung über Festumzüge bis hin zu einer Tanzfläche wird für Unterhaltung gesorgt. Das Königspaar 2024/2025, Olaf Neumann und Diana Brinkmann, ist auch ein ganz essentieller Teil des Ereignisses. Besonders zu erwähnen ist, dass die Jubilarkompanie in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen feiert.
Gemeinschaft und Tradition
Eine Neuheit in diesem Jahr: Der innere Aufbau des Festzeltes wurde optimiert und die Schützenmesse wird erstmals per Livestream übertragen, um einem breiteren Publikum zugänglich zu sein. Eine spannende Verbindung wird auch in der Freundschaft mit dem Musikverein Obing aus Bayern sichtbar, der zur Feier einer 25-jährigen Freundschaft eingeladen wurde.
Der Schützenverein Wadersloh zählt aktuell 1382 Mitglieder und hat die Aufgabe der Mitgliederwerbung in die Hände aller gelegt. Neben den Feierlichkeiten beim Schützenfest steht auch das Königspokalschießen auf dem Programm, an dem 21 ehemalige Majestäten teilnehmen. Bernhard Schniederjohann wird als Königspokalsieger 2025 geehrt. Zum Pokalschießen für die ansässigen Vereine ist die Anmeldung bis zum 6. September 2024 notwendig.
Die Gedenkstunde und die Festlichkeiten stehen somit nicht nur für das Miteinander in der Gemeinde, sondern auch für die Verantwortungsübernahme in der Erinnerungskultur. Mit der bewussten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem daran gebundenen Gedenken zeigt der Schützenverein Wadersloh ein starkes Zeichen der Gemeinschaft, das über Generationen hinweg wirken soll. So wird aus einem Fest der Unterhaltung auch ein Fest des Gedenkens und der Verantwortung für die Zukunft.
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Ort | Wadersloh, Deutschland |
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