Postkoloniale Erinnerung: Jugendliche erkunden Hamburgs koloniales Erbe

Viktoria Zvolski fordert eine stärkere postkoloniale Erinnerungskultur in Hamburg-Jenfeld; Aktionstag am 6. Juli im Tansania-Park.
Viktoria Zvolski fordert eine stärkere postkoloniale Erinnerungskultur in Hamburg-Jenfeld; Aktionstag am 6. Juli im Tansania-Park. (Symbolbild/MH)

Postkoloniale Erinnerung: Jugendliche erkunden Hamburgs koloniales Erbe

Tansania-Park, 22045 Hamburg, Deutschland - Im Tansania-Park in Hamburg-Jenfeld dreht sich am 6. Juli alles um die Erinnerungskultur an die koloniale Vergangenheit. Der Aktionstag „Alte Geschichte(n), neue Zugänge – Wie klingt postkoloniale Erinnerung, wenn Jugendliche erzählen?“ verspricht spannende Einblicke in die Verflechtungen deutscher Kolonialgeschichte und deren Gegenwart. Die taz berichtet, dass Viktoria Zvolski, eine engagierte Bildungsreferentin, auf die Bedeutung einer postkolonialen Erinnerungskultur hinweist, da die koloniale Kontinuität immer noch spürbar ist.

Die Besucher:innen dürfen sich auf einen lebendigen Austausch freuen, der Jugendliche in die Thematik einbindet. Zvolski fordert laut taz eine stärkere Verankerung des deutschen Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur und sieht Parallelen zum Nationalsozialismus. „Es ist erschreckend, dass viele Jugendliche bereits ab zwölf Jahren Diskriminierung und Rassismus erfahren, ohne dass ihnen die Geschichte in der Schule vermittelt wird“, so Zvolski.

Erinnerung mit Perspektive

Der Tansania-Park dient als ein wichtiger Ort, um koloniale Gewalt und Ideologien in die Gegenwart zu projizieren. Bei Parkbegehungen erleben Schüler:innen, wie diese Themen bis heute nachwirken. Zvolski und ihr Team haben spezielle Workshops ins Leben gerufen, um die komplexen Zusammenhänge von Kolonialismus und Nationalsozialismus zu erklären. „Die Rückmeldungen nach den ersten Begehungen waren durchweg positiv, viele Informationen blieben hängen“, erklärt Zvolski. Die Schüler:innen können ihre eigene Realität mit historischem Wissen verbinden und so einen anderen Zugang zu den Themen finden.

In diesen Workshops wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch der Raum für persönliche Geschichten geöffnet. Viele Jugendliche bringen zwar bereits Kenntnisse aus Filmen und dem Internet mit, haben jedoch oft Schwierigkeiten, die komplexen Zusammenhänge zu begreifen. Als Hilfsmittel wurde ein Zeitstrahl erstellt, der Biografien und historische Daten aufzeigt, um den Schüler:innen zu helfen, die Themen besser zu verstehen.

Hamburgs Weg zur postkolonialen Erinnerung

Die Stadt Hamburg selbst hat ebenfalls einen Schritt in Richtung postkoloniale Erinnerungskultur unternommen. Im Juli 2014 beschloss der Senat die Erarbeitung eines gesamtstädtischen Konzeptes, das verschiedene Perspektiven einbezieht, wie HOOU beschreibt. Die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ an der Universität Hamburg arbeitet hierbei wissenschaftlich an den Grundlagen.

Das Ziel dieser Initiative ist die Entwicklung einer multiperspektivischen Erinnerung, die die Sichtweisen der Kolonisierenden und der Kolonisierten sowie deren Nachkommen berücksichtigt. Die Forschungsstelle plant zudem ein virtuelles Partizipationslabor, das aktiv in die Gestaltung eines städtischen postkolonialen Erinnerungskonzeptes involviert sein soll und den globalen Austausch zu diesem Thema fördern möchte.

Ein weiteres Projekt umfasst eine Blogpostserie und ein vertiefendes Online-Seminar zur deutschen Kolonialgeschichte, geleitet von Prof. Dr. Jürgen Zimmerer und wissenschaftlichem Mitarbeiter Kim Sebastian Todzi. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann sich auch das Video zur Projektvorstellung ansehen, das unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht wurde.

Es ist klar, dass die Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit nicht nur unerlässlich, sondern auch eine spannende und bereichernde Erfahrung für die Jugendlichen in Hamburg ist. Der Aktionstag am 6. Juli bietet die Möglichkeit, tiefer in diese Themen einzutauchen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Details
OrtTansania-Park, 22045 Hamburg, Deutschland
Quellen