Hamburgs leerstehende Büros: Die Lösung für den Wohnraummangel?

Hamburgs leerstehende Büros: Die Lösung für den Wohnraummangel?
Wie sieht es in Hamburg wirklich mit Wohnraum aus? Die Frage treibt die Stadtbewohner um, denn über 700.000 Quadratmeter Bürofläche stehen hier leer – und das in Zeiten, in denen Wohnraum teuer und rar ist. Ein innovatives Konzept will jetzt Abhilfe schaffen: Das Architektur-Kollektiv „vonwegenleer“, bestehend aus Studierenden der HafenCity Universität, hat im Rahmen ihres Projektes „Pop-Up Wohnen – Verborgene Wohnraumpotenziale“ ein Pilotprojekt ins Leben gerufen. Dabei wurde eine Büroetage für vier Wochen in eine temporäre Wohngemeinschaft umgebaut, um die Praktikabilität solcher Modelle zu testen. Auf 150 Quadratmetern entstand durch geschickte Umgestaltung eine funktionale Wohnfläche mit Küche und Badezimmer. NDR berichtet, dass diese Initiative auch von einer Professorin unterstützt wurde und auf breite Zustimmung stößt.
Ein Drittel der Hamburger Bevölkerung lebt bereits in sehr dichten Wohnverhältnissen, und Prof. Dr. Thomas Krüger sieht einen klaren Bedarf für mehr Wohnraum. Laut einer Studie aus dem Jahr 2024 könnten etwa 160.000 Haushalte an gemeinschaftlichem Wohnen interessiert sein. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Umwandlung von Büroflächen in Wohnraum nicht nur eine kreative Lösung, sondern auch eine notwendige Maßnahme ist. Krüger hebt hervor, dass der Weg zur Umgestaltung von Leerstand nicht nur aus wohnungspolitischen, sondern auch aus klimapolitischen Gründen gefordert ist. Schließlich kann eine umweltschonende Umnutzung von Bestandsimmobilien eine wirksame Maßnahme zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes sein.
Pop-Up Wohnen: Eine spannende Lösung
Das zurzeit laufende Projekt ist Teil des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ und verstärkt den Fokus auf nachhaltige Wohnkonzepte. In Hamburg wurden 2022 lediglich rund 5.200 Wohnungen fertiggestellt, während diese Zahl 2023 auf rund 770 dramatisch einbrach. Der Mangel an Wohnraum ist ein drängendes Thema: Laut der Hans-Böckler-Stiftung fehlen in Deutschland etwa 1,9 Millionen günstige Wohnungen, wovon rund 1,4 Millionen auf Einpersonenhaushalte entfallen. FR thematisiert den gestiegenen Druck, besonders durch die Zuwanderung und die angespannten Marktbedingungen.
Ein zusätzlicher Anreiz für die Umwandlung leerstehender Büroflächen sind die tendenziell geringen Umbaukosten. Diese liegen in großen Städten bei etwa 1.700 bis 2.200 Euro pro Quadratmeter und sind damit fast 50 Prozent günstiger als Neubauten. Es ist jedoch wichtig, bei solchen Umnutzungen sorgfältig abzuwägen, ob die Lage und Beschaffenheit der Bürogebäude wirklich für Wohnzwecke taugen. In Frankfurt hat sich die Zahl der Flächenkonversionen in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt und zeigt, welches Potenzial in bewährten Konzepten steckt. JLL macht darauf aufmerksam, dass durchschnittliche Umbaukosten und Standortfaktoren die Rentabilität solcher Projekte entscheidend beeinflussen können.
Büromarkt unter Druck
Die steigende Homeoffice-Quote hat ebenfalls dazu geführt, dass viele Firmen weniger Büroflächen benötigen. Diese Veränderung hat dafür gesorgt, dass sich die Leerstandszahlen in den Städten erhöhen. In Hamburg liegt die Leerstandsquote bei 4,6 Prozent. Eine Umfrage zeigte, dass 84 Prozent der Unternehmen in Deutschland ihre Homeoffice-Regeln beibehalten wollen. Dies stellt den Mietmarkt vor neue Herausforderungen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen überlegen viele Kommunen, wie Bürogebäude zu Wohnraum umgewandelt werden können. Allerdings sind die Genehmigungsprozesse oft langwierig und stellen ein Hindernis dar – gegen das das „Pop-Up Wohnen“-Projekt mit seinem vereinfachten Genehmigungsverfahren ankämpfen möchte.
Das Bezirksamt Altona plant aktuell auch, mehr Wohnraum auf Gewerbeflächen zu schaffen. Dieses Vorhaben zeigt, dass sich die Stadt auf neue Modelle einstellen will, um dem akuten Wohnraummangel zu begegnen. Es bleibt also spannend zu beobachten, ob solche Initiativen und innovative Ansätze in Zukunft eine Lösung für die Wohnraumkrise in Hamburg bieten können.