Stolpersteine in Groß Borstel: Gedenken an vergessene Kinder der NS-Zeit

Stolpersteine in Groß Borstel: Gedenken an vergessene Kinder der NS-Zeit

Groß Borstel, Deutschland - Am Montag, dem 07.07.2025, wurde in Groß Borstel eine berührende Gedenkfeier abgehalten, bei der 30 Stolpersteine verlegt wurden. Diese Steine sind nicht nur kunstvoll gestaltet, sondern erinnern an die verstorbenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen in der Zeit des Nationalsozialismus. Im Lager an der Sportstraße lebten über 400 Zwangsarbeiterinnen, von denen viele unter extremen Bedingungen litten und nicht in der Lage waren, sich angemessen um ihre Kinder zu kümmern. Tragischerweise starben mindestens 30 dieser Kinder in ihren ersten Lebenswochen und Monaten, oft aufgrund von Unterernährung, wie NDR ausführlich berichtet.

Die Kinder, die hier lebten, stammten aus verschiedenen Ländern, unter anderem der Ukraine, Lettland, Belgien, Frankreich und Russland. Ihre Mütter verrichteten Zwangsarbeit für die Deutsche Arbeitsfront in der Metallindustrie. Dabei war es ihnen nicht erlaubt, ihre Babys zu stillen; oft bekamen die Kleinen lediglich ein halbes Glas Milch und etwas Zucker. Diese erschütternden Umstände führten dazu, dass die Stolpersteine den Kindern Namen und ein würdiges Gedenken geben sollen.

Die Gedenkfeier

Rund 130 Menschen nahmen an der offiziellen Feier der Stolperstein-Initiative Hamburg-Eppendorf und Hamburg-Groß Borstel teil. Auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) und Vertreter ausländischer Konsulate waren anwesend und zeigten damit ihr Mitgefühl und ihr Engagement für das Gedenken an diese tragischen Schicksale. Bislang wurden in Hamburg über 7.000 Stolpersteine verlegt, die von dem Künstler Gunter Demnig gesetzt wurden, der in ganz Europa mehr als 100.000 Steine zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus gestalten ließ.

In einem anderen Teil der Stadt, in Hamburg-Langenhorn, wurde vor kurzem ein ähnliches Projekt umgesetzt: 49 Kindergrabsteine wurden verlegt, die ebenfalls an die Kinder von Zwangsarbeiterinnen erinnern. Diese Steine tragen die Namen von Kindern aus Ländern wie Frankreich, Lettland, Polen, Ukraine und Russland. Die Mütter dieser Kinder waren ebenfalls Zwangsarbeiterinnen und mussten oft unter extremen Bedingungen für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten. Hierbei zeigt sich, dass viele dieser Kinder nur wenige Tage, Wochen oder Monate lebten, was die erschreckenden Berichte über die unsicheren und unmenschlichen Lebensbedingungen von Zwangsarbeiterinnen und ihren Kindern bestätigt. Die Psychologin Margot Löhr forschte in diesem Zusammenhang und veröffentlichte die erschütternde Biografie „Die vergessenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen in Hamburg“, in der sie die Geschichten von über 400 betroffenen Kindern zusammenstellt. Laut taz konnte sie die Schicksale dieser Kinder dokumentieren und bereicherten damit das Bewusstsein über die dunkle Geschichte der Zwangsarbeit in Hamburg.

Erinnern und Gedenken

Die Gedenkveranstaltungen in Hamburg sind Teil eines größeren Bemühens, die Erinnerung an die NS-Zwangsarbeit lebendig zu halten. Vor wenigen Tagen fand in Hamburg-Neuengamme eine Gedenkfeier mit Überlebenden des früheren KZ statt, an der auch Bundeskanzler Scholz teilnahm. Es ist bekannt, dass im Konzentrationslager Hamburg-Neuengamme während der NS-Zeit über 40.000 Menschen das Leben verloren, wobei auch im Außenlager in der Spaldingstraße in Hammerbrook mehr als 800 Menschen kurz vor Kriegsende gestorben sind. Diese Zahlen sind erschreckend und unterstreichen die Dringlichkeit, die Überlieferungen und Erzählungen über diese Zeit zu bewahren.

Gerade in diesen Tagen, in denen Schicksale wie das von Zofia Lipka, einer Zwangsarbeiterin aus Polen, in den Fokus rücken, wird klar, wie wichtig das Gedenken ist. Sie war 1943 nach Hamburg gebracht worden und ihr Sohn Wlodzimierz starb 1944 aufgrund von Mangelernährung. Nach dem Krieg lebte sie als Displaced Person in Deutschland und heiratete einen Landsmann. Solche Geschichten, die die menschlichen Tragödien hinter den historischen Fakten zeigen, sind es, die das Gedenken an die Opfer lebendig halten und die Erinnerung an die Dunkelheit unserer Geschichte wachrütteln.

Geplant sind auch umfassende Erinnerungsprojekte, wie etwa eine Erinnerungsstätte für Zwangsarbeit in Neuaubing, die 2025 eröffnet werden soll. Dieses Projekt soll durch Ausstellungen und Veranstaltungen einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Zwangsarbeit bieten. Sonntagsblatt berichtet von den geplanten Ausstellungen, die bereits jetzt durch geführte Rundgänge und ein digitales Projekt unterstützt werden, um der Geschichte eine Stimme zu geben.

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OrtGroß Borstel, Deutschland
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