Mehr als 200 Frauen fordern in Hamburg: Abtreibung entkriminalisieren!
In Hamburg demonstrierten über 200 Menschen am S-Bahnhof Sternschanze für die Entkriminalisierung von Abtreibungen und Selbstbestimmung.

Mehr als 200 Frauen fordern in Hamburg: Abtreibung entkriminalisieren!
In Hamburg standen heute mehr als 200 Menschen auf der Straße, um für die Entkriminalisierung von Abtreibungen zu demonstrieren. Unter dem Motto „Jetzt erst recht! Abtreibung entkriminalisieren“ setzte sich ein buntes Bündnis, angeführt von Pro Familia und anderen Organisationen, dafür ein, dass Frauen das Recht auf Selbstbestimmung zurückerhalten. Der Zug begann am S-Bahnhof Sternschanze und führte über die Reeperbahn, wo die Teilnehmer:innen lautstark für ihre Forderungen eintraten. Ehe die Polizei eine offizielle Zahl nannte, schätzten Fotografen die Teilnehmerzahl auf bis zu 300, wobei sich der Großteil aus Frauen zusammensetzte.
Die Situation für ungewollt Schwangere ist in Deutschland nach wie vor angespannt. Während Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich strafbar sind, gibt es seit 1995 eine Regelung, die einen Abbruch bis zur zwölften Woche nach der Empfängnis unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Laut sat1regional.de haben im Jahr 2023 in Hamburg 3.519 Frauen einen solchen Schritt in Erwägung gezogen, was einen Rückgang im Vergleich zu den 4.334 Abbrüchen im Vorjahr darstellt. Die überwältigende Mehrheit, nämlich 97 Prozent, folgte dabei der Beratungsregelung.
Forderungen nach mehr Selbstbestimmung
Die Protestierenden fordern nicht nur die Abschaffung der Fristenregelung, sondern ebenso die Beseitigung der verpflichtenden Beratung sowie der Wartezeit vor einer Abtreibung. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen. „Wir brauchen einen uneingeschränkten Zugang zu Abtreibungen!“, rief eine Teilnehmerin in die Menge, was bei den anderen eine Welle der Zustimmung auslöste.
Der Zusammenhang zwischen reproduktiven Rechten und gesellschaftlichen Entwicklungen ist nicht von der Hand zu weisen. Laut einem Bericht von fr.de ist heute auch der „Safe Abortion Day“, ein internationaler Aktionstag, der auf die Notwendigkeit der Entkriminalisierung von Abtreibungen hinweist. Susanne Maier vom Deutschen Frauenrat äußerte, dass weltweit Rückschritte in der reproduktiven Selbstbestimmung und der Frauengesundheit zu verzeichnen seien.
Ein Blick über die Grenzen
Während die in Hamburg demonstrierenden Frauen für ihre Rechte eintreten, ist das Bild international oft ein anderes. So wurden in den USA nach dem Wegfall des Urteils „Roe vs. Wade“ die Regelungen zur Abtreibung an die einzelnen Bundesstaaten übertragen, was in manchen Teilen des Landes zu drastischen Einschränkungen geführt hat. In Texas etwa ist Abtreibung de facto verboten, was einen Anstieg der Müttersterblichkeitsrate um 56 Prozent zur Folge hatte. Auch in Ländern wie El Salvador gibt es keinerlei rechtliche Möglichkeiten für einen Schwangerschaftsabbruch, selbst nicht in Fällen von Vergewaltigung oder Lebensgefahr für die Mutter.
Deutschland kann sich auf eine gewisse liberalisierte Entwicklung verlassen. Dennoch müssen lokale Organisationen wie die Stiftung „Ja zum Leben“ mit ihren frauenfeindlichen Narrativen Hochkonjunktur fürchten. Um das Menschenrecht auf sichere Abtreibung zu verwirklichen, bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung, um sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen zu verbessern als auch den Zugang zu Informationen und medizinischer Versorgung zu garantieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Proteste in Hamburg und anderswo ihre Wirkung entfalten und zu einer echten Veränderung führen können.