Gedenken in Hamburg: Nur wenige gegen Femizid und patriarchale Gewalt
Gedenken in Hamburg: Nur wenige gegen Femizid und patriarchale Gewalt
Alma-Wartenberg-Platz, 22765 Hamburg, Deutschland - Am Mittwoch, dem 16. Juli 2025, fand eine bewegende Demonstration auf dem Alma-Wartenberg-Platz in Ottensen statt. Etwa 50 Menschen kamen zusammen, um gegen patriarchale Gewalt und für die Opfer von Femiziden zu protestieren. Die Veranstaltung war eine Gedenkfeier für eine 21-jährige Hamburgerin, die vor einer Woche ihr Leben durch die Hand ihres Ex-Partners verloren hatte. Diese grausame Tat, die am 8. Juli in Barmbek-Nord geschah, macht deutlich, wie wichtig es ist, das Thema Femizid in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Die junge Mutter ließ ein acht Monate altes Baby zurück, das nun ohne seine leiblichen Eltern aufwächst.
„Man tötet nicht aus Liebe, stoppt Femizide“ riefen die Demonstrierenden lautstark, während am Boden Grablichter, Rosen und blutrot gefärbte Schuhe lagen. Im Mittelpunkt des Platzes hatten die Organisatoren Kerzen, Blumen und schriftliche Botschaften platziert. Das Anti-Feminizid-Netzwerk, das sich an den Mittwoch nach einem Femizid versammelt, will damit ein starkes Zeichen setzen. Sie betonen, dass solche Taten nicht als „Beziehungsdramen“ abgetan werden dürfen, sondern klar als Femizid und Ausdruck patriarchaler Gewalt erkannt werden müssen. Plakate wie „Nennt es beim Namen. Es heißt Femizid“ verdeutlichten dieses Anliegen.
Das Phänomen Ehrgewalt
Femizide sind kein Einzelfenster, sondern Teil eines größeren gesellschaftlichen Problems. In Deutschland sind Frauen und Mädchen häufig von sogenannten „Ehrenmorden“ betroffen, wie eine umfassende Analyse von Deutschlandfunk zeigt. Diese Taten finden oft in patriarchalisch geprägten Familienverbänden statt, wobei insbesondere migrantische Frauen betroffen sind. Die Dunkelziffer dieser Verbrechen wird als hoch eingeschätzt; viele Taten bleiben unerfasst. Die Erhöhung des gesellschaftlichen Bewusstseins ist von entscheidender Bedeutung, um Frauen zu schützen und Unterstützung zu bieten.
Das Phänomen der Ehrgewalt wird häufig mit bestimmten kulturellen Mustern in Verbindung gebracht, wobei die WHO den Begriff „Femizid“ als umfassender ansieht. Das zeigt sich auch in den Berichten des Bundeszentrale für politische Bildung. Der Mord an Hatun Sürücü im Jahr 2005 beispielsweise brachte das Thema Ehrenmorde in den Fokus der Öffentlichkeit und führte zu einer gestiegenen politischen Aufmerksamkeit für das Problem. Doch ehrgewalt ist ein globales Phänomen und nicht allein auf den Islam oder migrantische Communities beschränkt. In vielen Kulturen gibt es Traditionen, die solche Gewalt legitimieren.
Wichtige Initiativen und gesetzliche Veränderungen
Die sozialen und gesetzgeberischen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Femizide. Mit dem geplanten Gewalthilfegesetz sollen ab 2032 umfassende Schutzmaßnahmen für Opfer häuslicher Gewalt eingeführt werden. Beratungsstellen, wie die Yasemin in Stuttgart, haben sich bereits dem Thema angenommen und unterstützen Frauen und Mädchen, die von Ehrgewalt betroffen sind. Diese Initiativen sind dringend notwendig, um das Bewusstsein für patriarchale Strukturen und Geschlechterrollen zu schärfen.
Trotz dieser Bemühungen zeigt der Rückgang der Teilnehmerzahlen bei der Gedenkdemonstration in Ottensen, dass das Verhältnis der Gesellschaft zu diesem Thema noch nicht die Dringlichkeit erreicht hat, die es braucht. Weiterhin ist es wichtig, auf das Leiden der Betroffenen aufmerksam zu machen und solidarisch zusammenzustehen, um Veränderungen zu erreichen.
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Ort | Alma-Wartenberg-Platz, 22765 Hamburg, Deutschland |
Quellen |
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