Gedenken an die Opfer von Fritz Honka: Es wird Zeit für die Wahrheit!

Gedenken an die Opfer von Fritz Honka: Es wird Zeit für die Wahrheit!
Hamburg-Ottensen, Deutschland - In Hamburg wird derzeit an einem besonderen Gedenken für die Opfer des berüchtigten Serienmörders Fritz Honka gearbeitet. Historikerin Frauke Steinhäuser und Grafikerin Eva Müller setzen sich mit großer Hingabe dafür ein, die Schicksale der Frauen, die in den 1970er Jahren brutal ums Leben kamen, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Vier Frauen steckten in den Fängen eines Mannes, der seine eigenen Ängste und Träume nicht zügeln konnte.
Die Opfer sind die 42-jährige Gertraud Bräuer, 54-jährige Anna Beuschel, 57-jährige Frieda Roblick und 52-jährige Ruth Schult. Ihre Lebensgeschichten sind geprägt von Armut, Mangel an Bildung und tragischen Erfahrungen. Insgesamt ist Honkas Verbrecherlaufbahn besonders erschütternd, da er die Leichen seiner Opfer nach den Morden in seiner Wohnung aufbewahrte – bis ein Wohnungsbrand 1975 zu ihrer Entdeckung führte. Seinen eigenen Erinnerungen zufolge war Fritz Honka nicht einmal in der Lage, die Namen seiner Opfer zu erinnern, was die Tragik der Situation noch verstärkt.
Ein dunkles Kapitel Hamburgs
Fritz Honka, geboren 1935 in Leipzig als drittes von zehn Kindern, lebte eine Kindheit voller Entbehrungen. Aufgrund des politischen Engagements seines Vaters in der kommunistischen Partei landete er im KZ.Menify beschreibt, wie sein späterer Umzug nach Hamburg und die gescheiterte Ehe sein Leben weiter destabilisierten. Nach einem schweren Unfall, bei dem Honka seine Gesichtszüge entstellte, begann er sich im Alkohol zu verlieren und fand sich im Rotlichtmilieu wieder.
In einer Zeit, in der die Hamburger Reeperbahn ein Zentrum für das Verbrechermilieu war, suchte Honka häufig Kontakt zu Prostituierten. Sein gewalttätiges Verhalten und seine sexuell motivierten Übergriffe führten zu Anzeigen. Dennoch konnte das System nicht verhindern, dass er zwischen 1970 und 1975 seine vier Opfer ermordete. Die Umstände um ihren Tod sind schockierend: Bräuer wurde getötet, weil sie sich weigerte, Sex zu haben, während die anderen Frauen durch brutale Gewalt ums Leben kamen.
Die Wiederentdeckung der Opfer
„Die Gesellschaft hat sich lange nicht mit diesen Frauen beschäftigt“, sagt Steinhäuser, die nun die Lebensläufe der Vier forscht. Besonders bewegend ist die Geschichte von Anna Beuschel, die während der NS-Zeit im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert war und auch dann nicht zu ihrem Recht kam, als sie 1947 nach Hamburg zurückkehrte. Im Jahr 2020 wurden „asoziale“ Verfolgte anerkannt, was für viele das Licht eines verspäteten Gedenkens eröffnete. Der Gedenkstein auf dem Ohlsdorfer Friedhof, der erst im Mai 2025 aufgestellt wurde, soll künftig an die Frauen erinnern.
Eva Müller plant eine Graphic Novel, die die Lebensgeschichten der Frauen auf künstlerische Weise erzählen wird. Während sie an Annas Kindheit arbeitet, hofft sie, dass dieses Werk nicht nur informiert, sondern auch berührt und zum Nachdenken anregt. Des Weiteren sind in den Prozessakten zu Honka nur begrenzte Informationen über die Frauen enthalten, was die Recherche zusätzlich erschwert. Steinhäuser hat jedoch ein gutes Händchen, um mehr über die Lebensrealitäten der Frauen herauszufinden und ihre Geschichten zu bewahren.
In den 70ern konnte die Polizei die Leichen erst bei einem Brand in Honkas Wohnung entdecken. Sein Geständnis über die Morde kam erst viel später, als er seine Taten unter Alkoholeinfluss einräumte. Diese dunklen Kapitel in der Geschichte Hamburgs erzeugen noch heute ein riesiges mediales Interesse. Die kulturhistorische Auseinandersetzung mit Honkas Leben wurde nicht zuletzt durch den Film „Der Goldene Handschuh“ von Fatih Akin angestoßen, der eine neue Generation von Zuschauern mit diesen Verbrechen konfrontierte.
Mit diesem Gedenken hoffen die Initiatoren, die Geschichten der Frauen und die Schatten, die Honka über ihre Leben geworfen hat, lebendig zu halten und in unsere Erinnerung einzubetten.
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Ort | Hamburg-Ottensen, Deutschland |
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