Hamburg plant revolutionären Austausch über psychisch kranke Täter!
Hamburg plant länderübergreifende Kooperation zur Risikominderung bei psychisch erkrankten Tätern nach Messerattacken.

Hamburg plant revolutionären Austausch über psychisch kranke Täter!
In Hamburg steht ein wichtiges Thema auf der Agenda: Der Umgang mit psychisch erkrankten Menschen, die potenziell eine Gefahr für sich oder andere darstellen. Angesichts der tragischen Messerattacke am Hauptbahnhof Ende Mai, bei der eine 39-jährige Frau 15 Menschen verletzte, hat die Innenbehörde eine Reihe von Maßnahmen initiiert. Diese Frau, die einen Tag zuvor aus einer psychiatrischen Klinik in Niedersachsen entlassen worden war, hatte bereits durch Gewalttaten auf sich aufmerksam gemacht. Der Vorfall hat die dringende Notwendigkeit verdeutlicht, den Austausch zwischen Sicherheits- und Gesundheitsbehörden zu verbessern, erklärt der NDR.
Hamburgs Innenbehörde plant nun, einen Beschlussvorschlag zur Verbesserung der länderübergreifenden Zusammenarbeit für die bevorstehende Innenministerkonferenz in Bremerhaven vorzulegen. Ziel ist es, das Gefährdungsrisiko durch psychisch erkrankte Menschen zu verringern. Es wird angestrebt, einen gemeinsamen Rahmen für die Risikobewertung und ein behördenübergreifendes Risikomanagement einzuführen. Diese Vorschläge orientieren sich am Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der eine frühzeitige Risikoeinschätzung vorsieht.
Gemeinsame Anstrengungen für mehr Sicherheit
Ein zentrales Element des Plans ist die Etablierung eines nationalen Kompetenzzentrums für Risikobewertung, das Experten aus Polizei und Psychologie vereint. In Hamburg gibt es bereits seit Oktober 2024 das Kompetenzzentrum für Risikobewertung (KORIS), das laufend Hinweise auf psychisch auffällige Personen bewertet und aus rund 30 Fachkräften besteht. Trotz dieser Initiative war es bei der Messerattacke am Hauptbahnhof nicht gelungen, einen erforderlichen Informationsaustausch zu gewährleisten; die Täterin war dort nicht verzeichnet. Das führt zu einer winzigen, aber bedeutenden Erkenntnis: Ein besserer Zugang zu relevanten Daten ist dringend notwendig.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) steht hinter den Vorschlägen der Innenbehörde und sieht in der Durchführung von verbindlichen Medikationsüberprüfungen und zusätzlichen Therapieangeboten nach einer geschlossenen Unterbringung vielversprechende Ansätze. So könnte eine Verpflichtung zur Annahme von Therapieangeboten und eine medizinische Überwachung die Gefährdung durch psychisch kranke Täter reduzieren.
Ein europäischer Blick auf die psychische Gesundheit
Die Problematik ist nicht nur lokal, sondern hat auch nationale sowie internationale Dimensionen. Laut der WHO leben in der Europäischen Region über 150 Millionen Menschen mit psychischen Erkrankungen, und die COVID-19-Pandemie hat bestehende Defizite in der Versorgung verschärft. Das neu gegründete Bündnis für psychische Gesundheit zielt darauf ab, die Versorgung zu verbessern und Stigmatisierungen abzubauen. Es soll eine neue Rahmenstruktur schaffen, um Erkenntnisse zu bündeln und die gesellschaftliche Haltung zur psychischen Gesundheit zu verändern.
Inmitten dieser Herausforderungen ist der Austausch zwischen verschiedenen Institutionen von entscheidender Bedeutung. Bei der Gesundheitsministerkonferenz in Weimar wird ebenfalls das Thema Informationsaustausch zwischen Sozial- und Justizbehörden sowie der Polizei behandelt. Hamburg setzt sich aktiv dafür ein, dass länderübergreifende Lösungen gefunden werden, um das Gefährdungsrisiko zu minimieren.
Insgesamt ist erkennbar, dass ein koordiniertes Vorgehen sowie der Austausch zwischen Fachbehörden unabdingbar sind, um der Komplexität psychischer Erkrankungen gerecht zu werden und die Sicherheit aller zu gewährleisten. Die Hamburger Initiativen könnten möglicherweise als Vorbild für andere Bundesländer dienen, um Lösungen in diesem sensiblen Bereich zu finden.
Wie wird es in Hamburg weitergehen? Die kommenden Monate werden zeigen, ob und wie die neuen Vorschläge umgesetzt werden können, um Menschen in Krisensituationen besser zu helfen und gleichzeitig die Sicherheit der Allgemeinheit zu erhöhen.