Krautschau in Hamburg: Vergessene Pflanzen erblühen im Beton!

Botaniker Kolja Bodendieck leitet am 30.06.2025 eine „Krautschau“ in Hamburgs Hafencity, um Wildpflanzen und ihre Bedeutung zu entdecken.
Botaniker Kolja Bodendieck leitet am 30.06.2025 eine „Krautschau“ in Hamburgs Hafencity, um Wildpflanzen und ihre Bedeutung zu entdecken. (Symbolbild/MH)

Krautschau in Hamburg: Vergessene Pflanzen erblühen im Beton!

Hamburg, Hafencity, Deutschland - In der Hamburger HafenCity hat Botaniker Kolja Bodendieck am 30. Juni 2025 eine bemerkenswerte „Krautschau“-Tour ins Leben gerufen, bei der 25 Teilnehmer auf die oft übersehenen Wildpflanzen in der Stadt aufmerksam gemacht werden. Ziel der Aktion ist es, das Bewusstsein für diese Pflanzen und deren Bedeutung für die städtische Natur zu schärfen. Mit bunten Kreideumrandungen werden Pflanzen wie das Niederliegende Mastkraut und der Breit-Wegerich präsentiert. „Wir wollen die Vielfalt der Pflanzen hervorheben, die zwischen den Pflastersteinen gedeihen“, erklärt Bodendieck.

Die Aktion ist Teil einer wachsenden Bewegung, die in Frankreich begann und über England nach Deutschland kam. Hierzulande findet sich die Initiative unter den Hashtags #Krautschau und #MehrAlsUnkraut. Im vergangenen Frühjahr wurden bereits über 70 solcher Führungen durchgeführt, und für die nächste Saison stehen sogar mehr als 100 im Raum. Die Popularität der „Krautschau“-Aktionen reagiert auf das Phänomen der Pflanzenblindheit, bei dem Menschen Schwierigkeiten haben, die Pflanzen in ihrem Umfeld wahrzunehmen. Umso wichtiger ist es, die kleinen Wildpflanzen zu entdecken und ihre Vorteile ins Licht zu rücken.

Die Bedeutung der Wildpflanzen

Wildpflanzen bieten nicht nur Nahrung und Schutz für eine Vielzahl von Insekten wie Wildbienen, sondern sie sind auch entscheidend für die Verbesserung städtischer Lebensräume. Bodendieck, unterstützt von seiner Kollegin Imke Bodendieck, betont, dass es in der HafenCity zahlreiche Baulücken gibt, die das Auffinden dieser Pflanzen erleichtern. „Jede Pflanze hat ihren Wert und sollte wachsen dürfen“, sagt er und weist darauf hin, wie wichtig Wildpflanzen zur Minderung der Folgen des Klimawandels sind.

Studien zeigen, dass in Deutschland rund 500 Pflanzenarten sich an extreme städtische Bedingungen angepasst haben. Diese Pflanzen trotzen Hitze, Bodenverdichtung und Verschmutzung, indem sie Mikro-Ökosysteme für andere Organismen schaffen. Sie tragen dazu bei, dass der Boden stabil bleibt, Wasser versickern kann und die Oberflächen an heißen Sommertagen kühler bleiben.

Technologie und Gemeinschaft

Ein weiteres bemerkenswertes Element der „Krautschau“-Aktionen ist die Nutzung moderner Technologie. Die Teilnehmer werden ermutigt, Pflanzenbestimmungsapps wie FloraIncognita oder ObsIdentify zu verwenden, um die gepflückten Pflanzen zu identifizieren. Ein gemeinsames Ziel ist es, Fotos der Pflanzen online zu teilen und mit einem breiteren Publikum zu kommunizieren.

Diese Grassroot-Bewegung, die von Botaniker:innen und Pflanzenfreunden initiiert wurde, fördert nicht nur das Interesse an der städtischen Botanik, sondern schafft auch eine Plattform für gemeinschaftliches Lernen und den Austausch von Wissen über die Bedeutung der „vergessenen“ Pflanzen in unseren städtischen Räumen. **Krautschau** ist mehr als nur ein Spaziergang durch die Natur – es ist eine Einladung, die Welt um uns herum neu zu entdecken.

Kreiszeitung berichtet, dass die Aktionen regelmäßig neue Teilnehmer und Begeisterte anziehen. Auch MDR hebt hervor, wie wichtig es ist, die unbekannten Pflanzen der Städte wahrzunehmen. Für Interessierte sind noch mehr Informationen auf Gemeinsam Forschen erhältlich.

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OrtHamburg, Hafencity, Deutschland
Quellen