AFM-Radio: Jubiläum des inklusiven Hördienstes im Millerntor-Stadion!

Das AFM-Radio des FC St. Pauli feiert 20 Jahre inklusive Berichterstattung für blinde Fans im Millerntor-Stadion.
Das AFM-Radio des FC St. Pauli feiert 20 Jahre inklusive Berichterstattung für blinde Fans im Millerntor-Stadion. (Symbolbild/MH)

AFM-Radio: Jubiläum des inklusiven Hördienstes im Millerntor-Stadion!

St Pauli, Deutschland - Hinter den Kulissen des Millerntor-Stadions tut sich etwas Besonderes: Das AFM-Radio des FC St. Pauli feiert einen beeindruckenden Geburtstag. Ein Projekt, das für blinde Fans ins Leben gerufen wurde und damit nicht nur das Stadionleben bereichert, sondern auch ein wichtiges Zeichen für Inklusion setzt. Die Initiative wurde von Katja und Michael Löffler sowie Wolf Schmidt ins Leben gerufen, inspiriert durch ein berührendes Erlebnis mit einem blinden Fan, der ein Trikot von Matthias Scherz trug. Wolf Schmidt erkannte, dass blinde Fans eine ganz andere Perspektive benötigen und begann, das Spiel laut zu kommentieren, um ihnen Informationen zu liefern.

Obwohl es anfangs Widerstände gab, ließ sich Schmidt nicht entmutigen. Nach einem erfolglosen Brief an den Verein, der keine Antwort brachte, starteten 2004 die ersten Blindenreportagen im Millerntor-Stadion mit improvisierter Technik. Ein Jahr später wurde das AFM-Radio gegründet. Seitdem sendet das Team, das weitgehend ehrenamtlich arbeitet und die Technik meist aus Eigenmitteln organisiert, bei jedem Heim- und Auswärtsspiel auf der UKW-Frequenz 98,6 MHz. Die Übertragungen sind nicht nur stadionweit hörbar, sondern auch über Lautsprecher in den Sanitäranlagen der Gegengerade zugänglich.

Ein Projekt für alle

Das AFM-Radio versteht sich als niedrigschwellige Zugangsmöglichkeit für blinde Fans. Die Übertragungen sind kostenlos und sollen zukünftig auch online zugänglich gemacht werden. Beeindruckendes Feedback, wie eine E-Mail von einer Wissenschaftlerin aus der Antarktis, zeigt, dass die Reportagen über die Zielgruppe hinaus funktionieren. Das Team orientiert sich dabei an der ursprünglichen Idee, eine präzise Reportageform zu bieten. Unterstützt wird das AFM-Radio von der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM), die für den finanziellen Rückhalt sorgt.

In Deutschland ist die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in vielen Bereichen noch lange nicht selbstverständlich. So wird in einem Artikel über Inklusion im Sport darauf hingewiesen, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Sport für das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie für soziale Interaktion sorgt. Dennoch gibt es hierzulande noch große Herausforderungen. Nur etwa 13% der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind an Regelschulen integriert. Zudem mangelt es oft an barrierefreien Sportstätten und qualifizierten Lehrkräften.

Diese Realität macht deutlich, dass auch im Sport noch viel zu tun ist. Der organisierte Behindertensport in Deutschland hat zwar eine lange Geschichte – angefangen mit der Gründung des ersten Gehörlosen-Sportvereins im Jahr 1888 – dennoch sind integrative Ansätze erst seit den 1970er Jahren im Diskurs. Trotz aller Fortschritte zeigt sich, dass nicht nur neue Angebote gebraucht werden, sondern auch der institutionelle Wandel gefördert werden muss. Die UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 fordert die gleichberechtigte Teilnahme an Sportaktivitäten, doch die Voraussetzungen dafür sind oft noch nicht gegeben, wie bpb.de ausführlich darstellt.

Barrierefreiheit im Alltag

Ein positiver Schritt zur Verbesserung der Barrierefreiheit ist die Initiative der Stadt Würzburg, die den Zugang zu Geschäften für Rollstuhlfahrer fördert. Hierbei werden mobile Rollstuhlrampen bereitgestellt, um Hindernisse wie Stufen an den Eingängen zu beseitigen. So können Geschäfte leichter besucht werden. Die Stadt hat dafür eine Zusammenarbeit mit dem Verein WüSL e.V. ins Leben gerufen und auch verschiedene Rampenmodelle getestet, um Lösungen zu finden, die praktische Anwendung finden können. Ein Zuschuss von 70% auf die Kosten einer Rampe von etwa 500 Euro erleichtert Geschäftsinhabern die Umsetzung.

Alle diese Maßnahmen, sei es im Sport oder im Alltag, zeigen, dass es wichtig ist, Barrieren abzubauen und Inklusion voranzutreiben. Das AFM-Radio ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie viel erreicht werden kann, wenn Menschen sich engagieren und für einander einstehen.

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OrtSt Pauli, Deutschland
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