Neues Opernhaus in der Hafencity: Zwischen Kultur und kolonialer Verantwortung!
Neue Oper in der Hamburger Hafencity: Finanzierung durch Klaus-Michael Kühne, Kritik an fehlender historischer Sensibilität und Gedenkstätte.

Neues Opernhaus in der Hafencity: Zwischen Kultur und kolonialer Verantwortung!
Im lebhaften Herzen der Hamburger Hafencity, genauer gesagt am Baakenhöft, stehen neue und umstrittene Pläne für die Errichtung eines Opernhauses im Raum. Diese Vorhaben lösen nicht nur Begeisterung, sondern auch heftige Diskussionen in der Stadt aus. Laut Junge Welt hat die Hamburger Bürgerschaft bereits den Plänen des Senats zugestimmt, die mit einer großzügigen Spende von 330 Millionen Euro des Milliardärs Klaus-Michael Kühne finanziert werden sollen. Die Vorfreude auf das architektonische Kunstwerk, das von der dänischen Bjarke Ingels Group entworfen wurde, wird jedoch durch ernsthafte Bedenken und kritische Stimmen aus der Wissenschaft überlagert.
Was ist der Grund für den Aufstand? Historisch betrachtet war der Baakenhöft nicht nur ein malerischer Hotspot, sondern auch ein zentraler Ort während des deutschen Genozids an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908. Etwa 95 % aller Deutschen Soldaten, die an diesen grausamen Aktionen beteiligt waren, wurden von diesem Gelände aus mobilisiert. Wissenschaftler fordern daher vehement die Einrichtung einer Gedenkstätte oder eines Dokumentationszentrums, um die dunkle Vergangenheit angemessen zu würdigen und nicht zu überdecken. Diese Forderungen werden von Professoren für Städtebau und Theaterwissenschaft unterstützt und stehen im starken Widerspruch zu den aktuellen Bauplänen, die laut Kolonialismus Blog das authentische Erbe der damaligen Ereignisse nicht respektieren.
Historisches Erbe und Verantwortung
Die Diskussion über den Standort der neuen Oper greift tief in die Geschichte Hamburgs. Die Stadt profitiert seit jeher von ihren kolonialen Verbindungen und hat sowohl politisch als auch wirtschaftlich von diesen Verhältnissen profitiert. Hamburger Akteure waren aktiv in die kolonialen Aktivitäten verwickelt, und die Verantwortung für die Gräueltaten, wie den Völkermord an den Herero und Nama, lastet schwer auf der Stadtgeschichte. Die Erkenntnis, dass Hamburger Bürger in die politischen Machtspiele und die Unterdrückung von Völkern wie in Douala, Kamerun, verwickelt waren, muss Teil der Aufarbeitung sein. Dies betont auch der Artikel auf der Website der Hamburger Kulturbehörde, die die Beteiligung Hamburgs am Kolonialismus beleuchtet: Hamburg.de.
Wissenschaftler fordern, dass ein Dokumentationszentrum für Kolonialismus und Genozid parallel zu den Opernabau-Plänen ins Leben gerufen wird. Nur so könne sichergestellt werden, dass das koloniale Erbe nicht in Vergessenheit gerät und ein angemessenes Licht auf die historische Verantwortung geworfen wird. Zudem wird die Schließung der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“, die auf die Einsprüche gegen den Bebauungsplan reagierte, als alarmierendes Signal gewertet. Es drängt sich die Frage auf, wie Hamburg mit seiner Geschichte umgehen will und welche Rolle kulturelle Einrichtungen hierbei tatsächlich spielen.
Kritik und Forderungen
Die Kritik an den aktuellen Entwicklungen wird immer lauter. Die Ablehnung von Vorschlägen für eine Gedenkstätte und sozialen Wohnungsbau zeigt eine besorgniserregende Richtung in der Stadtplanung, die den sozialen Zusammenhalt und die Diversität in der Hafencity gefährden könnte. Während die Pläne für die Oper als fortschrittlich gelten mögen, hinterlassen sie einen schalen Nachgeschmack: die Unterdrückung einer wichtigen historischen Erzählung. Wissenschaftler fordern eine sorgfältige Abwägung der Fakten und eine Transparent über die Vergangenheit des Geldgebers Kühne, dessen Vermögen zum Teil aus dem Transport von enteigneten Juden stammt.
Die Gespräche um die neue Oper am Baakenhöft sind also nicht nur eine Diskussion über Kunst und Kultur, sondern auch über die Verantwortung, die Hamburg gegenüber seiner Geschichte hat. Hier liegt noch viel zu tun, ohne Frage. Die Stadt ist gefragt, die Stimmen der Wissenschaftler und Bürger ernst zu nehmen, um einen Platz zu schaffen, der sowohl zur Kultur als auch zur Geschichte des Ortes passt.