Evans wechselt zu Staatstheater Karlsruhe – Was bedeutet das für Hamburg?
Christopher Evans verlässt das Hamburg Ballett und wechselt nach Karlsruhe, was Fragen zur künstlerischen Zukunft aufwirft.

Evans wechselt zu Staatstheater Karlsruhe – Was bedeutet das für Hamburg?
Ein gewaltiger Umbruch steht dem Hamburg Ballett bevor. Der beliebte US-Tänzer Christopher Evans verlässt das Ensemble und wird ab Herbst am Staatstheater Karlsruhe auftreten. Dieser Wechsel ist nicht nur für Evans eine einschneidende Entscheidung, sondern wirft auch Fragen über die Stabilität und Zukunft großer Tanzensembles auf. In einer dramatischen Darbietung des Neumeier-Balletts „Die Glasmenagerie“ war Evans noch im Oktober 2024 alongside Alina Cojocaru zu sehen, und er hinterlässt nun große Fußstapfen im Hamburger Ballet.
Wie es um die Truppe steht, wurde besonders in letzter Zeit deutlich. Evans wird nicht der einzige Tänzer sein, der Hamburg verlässt. Alexandr Trusch, ein bedeutender Startänzer des Ensembles, kündigte ebenfalls seinen Abschied nach fast 20 Jahren an. Auch Alessandro Frola hat seinen Weggang angekündigt, und weitere Tänzer wie Madoka Sugai und Jacopo Bellussi stehen auf der Abgangsliste. Zudem planen Edvin Revazov und Anna Laudere, ein Jahr später ihre Koffer zu packen. Die Abgänge sind ein Resultat der Diskrepanz zwischen den künstlerischen Ambitionen und der aktuellen Führung unter Demis Volpi.
Die Herausforderungen der Führung
Die Kulturbehörde, vertreten durch Kultursenator Carsten Brosda, sieht die Situation relativ gelassen. Solche personellen Veränderungen seien bei einem Intendantenwechsel nichts Ungewöhnliches. Doch hinter den Kulissen entsteht ein Gefühl der Unsicherheit, dass die Abgänge die künstlerische Qualität des Hamburg Balletts beeinträchtigen könnten. Immerhin sind die betroffenen Tänzer noch mitten in ihrer Schaffensphase, und ihre Leistungen sind essenziell für die Identität des Ensembles.
Ein weiteres Highlight des Hamburger Balletts war die Premiere von „Tod in Venedig“ am 12. Februar 2025. In dieser Inszenierung zeigte Christopher Evans eine hohe darstellerische Reife als Gustav von Aschenbach, eindrucksvoll untermalt von der Musik großer Meister wie Johann Sebastian Bach und Richard Wagner. Die Choreografie stammt aus der Feder von John Neumeier, der auch für die Inszenierung verantwortlich zeichnet. Seine künstlerische Vision wird von den talentierten Tänzern Lennard Giesenberg, Alessandro Frola und Madoka Sugai auf beeindruckende Weise unterstützt. Giesenberg und Frola wurden für ihre herausragenden Leistungen besonders hervorgehoben, was zeigt, dass trotz der Abgänge weiterhin großes Potenzial im Ensemble steckt.
Ein Blick in die Zukunft
Die Ballettszene Hamburgs steht an einem Scheideweg. Kritiker warnen davor, dass die Abgänge eine einmalige Situation in der Ballettgeschichte darstellen und die Notwendigkeit qualifizierter Fachkräfte an der Spitze des Hamburg Balletts betonen. Demis Volpi könnte sich möglicherweise überfordert fühlen in der Verantwortung, so viele Talente zu halten und gleichzeitig die Identität und den hohen Standard des Ensembles zu wahren. Die aktuellen Entwicklungen werfen die Frage auf, wie es um die künstlerische Integrität bei einem solchen Umbruch bestellt ist, und ob die Politik hier eingreifen sollte, um die abwandernden Stars zu halten.
Mit großen Veränderungen kommen große Herausforderungen. Insbesondere das Hamburg Ballett steht jetzt vor der Aufgabe, den schleichenden Verlust seiner Stars zu kompensieren und gleichzeitig die hohen künstlerischen Ansprüche aufrechtzuerhalten. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen ein gutes Händchen beweisen, um die kulturelle Bedeutung des Ensembles nicht nur zu sichern, sondern auch weiterhin zu bereichern und zu fördern.