Hamburg trauert um Ottilie Reimers – die älteste Frau Norddeutschlands

Ottilie Reimers, in Eilbek geboren, starb mit 112 Jahren. Ihr Leben spiegelt die Veränderungen der vergangenen Dekaden wider.
Ottilie Reimers, in Eilbek geboren, starb mit 112 Jahren. Ihr Leben spiegelt die Veränderungen der vergangenen Dekaden wider. (Symbolbild/MH)

Hamburg trauert um Ottilie Reimers – die älteste Frau Norddeutschlands

Eilbek, Deutschland - Die Hamburgerin Ottilie Reimers ist am Ende Mai 2025 im Alter von 112 Jahren verstorben. Sie war nicht nur die älteste Frau Schleswig-Holsteins, sondern auch eines der ältesten lebenden Menschen in Deutschland. Ihr Leben ist ein eindrucksvolles Zeugnis des Wandels, den das 20. und 21. Jahrhundert mit sich brachte.

Am 30. Januar 1913 in Hamburg-Eilbek geboren, verbrachte Ottilie Reimers eine Kindheit und Jugend, die bereits im Schatten des Ersten Weltkriegs stand. Nach dem Besuch der Handelsschule und einer anschließenden kaufmännischen Ausbildung arbeitete sie als Sekretärin in einem Verlag. Ihre unternehmerische Ader entfaltete sie schließlich, als sie sich mit zwei Geschäften für Zeitschriften, Tabakwaren und Lotto selbstständig machte. Hier lernte sie auch ihren zukünftigen Ehemann kennen.

Ein bewegtes Leben

Nach der Pensionierung zog es das Paar in die malerischen österreichischen Alpen, wo sie ein erfülltes Leben führten. Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1982 kehrte Ottilie Reimers nach Deutschland zurück und ließ sich in Bad Bevensen nieder. Im Jahr 2019 beschloss sie im Alter von 106 Jahren, in die Seniorenresidenz Rosenhof in Großhansdorf zu ziehen, wo sie bis zu ihrem Ableben lebte. Diese Entscheidung war nicht nur eine praktische, sondern offenbar auch eine glückliche, denn, wie André Aue, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Rosenhof Seniorenwohnanlagen, berichtet, war ihre Selbstständigkeit bis ins hohe Alter beeindruckend. Reimers bereitete ihre Mahlzeiten selbst zu, ging spazieren und erledigte kleinere Einkäufe mit einem Rollator.

Ihren 112. Geburtstag feierte Ottilie Reimers im Januar 2025, mit Glückwünschen vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. An diesem Tag wurde sie nicht nur für ihr Alter, sondern auch für ihren unermüdlichen Lebenswillen und ihren aktiven Lebensstil gefeiert. Solche Lebensgeschichten sind besonders in Zeiten, in denen sich das Bewusstsein um die Verantwortung für ältere Menschen in der Gesellschaft wandelt, von großer Bedeutung.

Auf den Spuren der Lebenserwartung

Reimers’ lange Lebensspanne ist auch ein Spiegelbild eines langfristigen Trends in Deutschland. Laut Destatis hat sich die Lebenserwartung in den letzten 150 Jahren mehr als verdoppelt. von 38,5 Jahren für Frauen im Jahr 1871/1881 auf 83 Jahre im Jahr 2021/2023. Dieser Anstieg ist vor allem auf Fortschritte in der medizinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und einer verbesserten Lebensqualität zurückzuführen.

Es ist bemerkenswert, dass trotz des allgemeinen Anstiegs der Lebenserwartung tatsächlich ein Rückgang in den letzten Jahren zu verzeichnen war, was teils auf die hohe Sterblichkeit während der Coronapandemie zurückzuführen ist. So könnte die verstärkte Aufmerksamkeit auf die Gesundheit älterer Menschen für die Zukunft von zentraler Bedeutung sein.

Mit dem Tod von Ottilie Reimers hat die Gesellschaft eine große Lebensgeschichte verloren, die uns auch an die Entwicklungen der Lebensumstände erinnert und an den Wert des Alters im Wandel der Zeit. Ihre Hartnäckigkeit und Lebensfreude sind Beispiele, die uns anregen, auch im Alter aktiv zu bleiben und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.

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OrtEilbek, Deutschland
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