
Deutschland hat seinen Status als führende Nation in der Containerschifffahrt verloren und liegt nun hinter der Schweiz und China auf dem dritten Platz. Dies berichtet der NDR. Der Hauptgrund für dieses herbe Ranking ist das bemerkenswerte Wachstum der Mediterranean Shipping Company (MSC), die ihren Sitz in Genf hat. MSC hat durch den Bau neuer Schiffe und den Kauf gebrauchter Einheiten, auch aus Deutschland, eine dominierende Position in der Branche erreicht.
Martin Kröger, der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), hebt den intensiven Wettbewerb in der Branche hervor. Die Flotte deutscher Unternehmen ist im vergangenen Jahrzehnt drastisch geschrumpft und umfasst derzeit knapp 1.800 Schiffe. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend, da politische Spannungen, insbesondere mit den USA, die Bedeutung einer starken nationalen Handelsflotte unterstreichen. Trotz der Herausforderungen zeigt sich, dass der Abwärtstrend der deutschen Handelsflotte möglicherweise gestoppt werden könnte. Zum ersten Mal seit 2012 ist die von deutschen Reedern kontrollierte Ladekapazität wieder gewachsen.
Wettbewerb und Marktveränderungen
Die MSC überholte Deutschland im vergangenen Jahr und führt nun das Ranking der Containerschifffahrt an. Dies stellt einen bedeutenden Wandel dar, da Deutschland, insbesondere Hamburg, lange Zeit als Zentrum der globalen Containerschifffahrt galt. Der VDR stellt klar, dass Deutschland auch über alle Schiffstypen hinweg auf Rang sieben bleibt, während China unangefochten die größte Schiffbau-Nation ist. Schätzungen zufolge besitzt China 61 % des globalen Orderbuchs für Handelsschiffe und 73 % bei Containerschiffen.
Aktuell stehen mehrere Hundert neue Frachter und Tanker in den Orderbüchern zur Auslieferung an deutsche Reeder in den kommenden Jahren bereit. Dies könnte das Comeback der deutschen Handelsflotte unterstützen, während gleichzeitig der internationale Wettbewerb zunimmt. Die Umgehung der Suezkanalroute durch viele Reedereien, vor allem aufgrund von Problemen mit der Huthi-Armee im Roten Meer, führt zu höheren Treibstoffkosten und Transportzeiten. Die Umleitung um das Kap der Guten Hoffnung kostet mehrere Tage zusätzlich.
Einfluss der geopolitischen Lage
Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen haben auch direkte Auswirkungen auf den Warenhandel. Die USA planen Strafzahlungen für Handelsschiffe, die in China gebaut wurden, was den internationalen Handel weiter belasten könnte. Aktuelle Tendenzen zeigen, dass der Seeweg für fast zwei Drittel der deutschen Import- und Exportmengen mit Nicht-EU-Ländern genutzt wird. Sogar während der Coronapandemie kam es zu massiven Lieferengpässen, die die deutsche Wirtschaft stark beeinträchtigten.
Die Frachtraten für einen 40-Fuß-Container von Shanghai nach Rotterdam lagen im Oktober 2021 bei fast 15.000 Dollar und fielen bis Ende 2022 jedoch wieder auf ein Vorkrisenniveau. Die Containerpreise sind jetzt zwar halb so hoch wie während der Coronakrise, es besteht jedoch die Möglichkeit einer importierten Inflation für Deutschland. Der VDR fordert von der nächsten Bundesregierung, die deutsche Seeschifffahrt besonders im Hinblick auf Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen.
Insgesamt zeigt sich, dass für Deutschland in der Containerschifffahrt ein Wandel im Gange ist, der sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Der internationale Markt bleibt äußerst dynamisch, und die deutsche Handelsflotte muss sich neuen Bedingungen anpassen, um wieder an die Spitze zu gelangen. Für die Zukunft bleibt es abzuwarten, wie sich die Entwicklungen in der Branche und geopolitische Spannungen auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im globalen Schifffahrtssektor auswirken werden.