
Der Klimawandel bleibt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Tadzio Müller, Politikwissenschaftler und Aktivist, hat kürzlich erklärt, dass der Kampf für den Klimaschutz gescheitert sei. „Der Klimakollaps ist unausweichlich“, betont Müller. Am 14. Januar 2025 wird er in Hamburg in einem Vortrag erörtern, wie Gesellschaften lernen können, mit dieser beunruhigenden Realität umzugehen. Dies geschieht im Rahmen einer interdisziplinären Ringvorlesung zur Klimakrise, die von der „Fridays for Future“-Liste im AStA der Universität Hamburg organisiert wird. Unterstützt wird die Veranstaltung von der Claussen-Simon-Stiftung und dem ISA-Zentrum.
Müller, der bis 2021 als Referent für Klimagerechtigkeit und internationale Politik bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung tätig war und die Gruppe Ende Gelände mitbegründet hat, wird aus seinem kürzlich veröffentlichten Buch „Zwischen friedlicher Sabotage und Kollaps. Wie ich lernte, die Zukunft wieder zu lieben“ vorlesen. Die Ringvorlesung findet nun schon im achten Semester in Folge statt, wobei Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Expert*innen ihr Wissen über die Klimakrise teilen.
Ökologische und soziale Krisen
Die aktuelle Weltwirtschaftskrise kennzeichnet das Ende einer neoliberalen Phase des Kapitalismus. Laut den Autoren von The Anarchist Library ist das „Business as usual“, also die Finanzialisierung, Deregulierung und Privatisierung, nicht länger möglich. Stattdessen müssen Regierungen und Unternehmen neue Wege zur wirtschaftlichen Akkumulation und politischen Regulierung finden.
Diese Veränderungen sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch notwendig. Eine Biokrise, die aus dem Missverhältnis zwischen dem ökologischen Lebensunterstützungssystem und dem ständigen Wachstumsbedarf des Kapitals resultiert, gefährdet das Überleben der Menschheit. Dennoch stellt dieser Umstand auch eine historische Gelegenheit für soziale Bewegungen dar, echte Lösungen für die Klimakrise zu finden, anstatt auf oberflächliche Ansätze wie Green Capitalism 2.0 zurückzugreifen.
Kritik am Green New Deal
Der „Green New Deal“, als vermeintliche Lösung für die vielfältigen Krisen, wird kritisch betrachtet. Während er als Möglichkeit gesehen wird, verschiedene Probleme zu adressieren, könnte er das bestehende Ungleichgewicht verstärken. So könnte der künftige „grüne kapitalistische Staat“ autoritär werden und soziale Unruhen aufgrund steigender Lebenshaltungskosten managen. Armut und Konsumausschluss drohen, während wohlhabende Bürger ihre umweltschädlichen Verhaltensweisen durch Kompensationen „abfedern“ könnten. Dies könnte in massiven Klassenungleichheiten gipfeln und gefährdet die soziale und ökologische Emanzipation.
In einer Zeit, in der die weltweiten Kohlenstoffemissionen während der Corona-Pandemie zwar zurückgingen, sehen viele Analysten die Emissionen bereits wieder auf Rekordniveau. Der UN-Generalsekretär António Guterres hat wiederholt auf die Dringlichkeit von Maßnahmen hingewiesen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die sozialen und ökologischen Herausforderungen sind miteinander verknüpft und erfordern eine sozial-ökologische Transformation, um sowohl ökologische als auch soziale Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Die ökologische Katastrophe verlangt ein Umdenken. Es zeigt sich, dass ökologische und soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen müssen. Müller und seine Mitstreiter appellieren, echte Lösungen aus den global vernetzten sozialen Bewegungen für Klimagerechtigkeit abzuleiten und falsche Ansätze strikt abzulehnen. Eine solche Transformation benötigt die Bereitschaft zu Veränderungen, um der gegenwärtigen „Zangenkrise“ zu begegnen, in der wirtschaftliche und ökologische Probleme eng verzahnt sind.
In der Diskussion um den Klimawandel wird deutlich, dass die Herausforderungen sowohl zwischenstaatlich als auch innergesellschaftlich bestehen. Die ungleiche Verteilung von Treibhausgasemissionen und die Verantwortung der reichsten Haushalte müssen stärker in die strategische Planung einfließen, um Klimagerechtigkeit zu erreichen. Der Weg hin zu einer nachhaltigen und solidarischen Gesellschaft verlangt letztlich von allen Akteuren, neue Allianzen zu bilden und sich gemeinsam für Veränderung zu engagieren.