
Das ehemalige Fernmeldeamt an der Schlüterstraße in Hamburg-Rotherbaum, das 1924 als erster norddeutscher Radiosender in Betrieb genommen wurde, erlebt derzeit einen umfassenden Umbau. Dieser hat das Ziel, das historische Gebäude in ein modernes Wissenschaftszentrum, den Campus Schlüterstraße, umzugestalten. Die Bauarbeiten laufen bereits seit mehr als zwei Jahren, und die Entwicklungen sind beachtlich.
Das Gebäude, das eine Fläche von mehr als 56.000 Quadratmetern umfasst, wird vollständig entkernt. Lediglich das Tragwerk, bestehend aus Stützen und Decken, bleibt erhalten. Das Erdgeschoss wird restauriert, sodass es dem ursprünglichen Erscheinungsbild des Fernmeldeamtes vor über 100 Jahren entspricht. Die beeindruckenden Backstein-Gewölbe und neo-gotischen Rundbögen wurden dabei erhalten und aufwendig restauriert.
Neuer akademischer Raum
Ein bemerkenswerter Bestandteil des Umbaus ist der unterkellerte ehemalige Innenhof, der sieben Meter tiefer gelegt wurde. Dieser wird zukünftig als 1.000 Quadratmeter großer Lesesaal genutzt. Die Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg sollen im Jahr 2026 in das Gebäude einziehen. Darüber hinaus finden insgesamt drei wissenschaftliche Institutionen ihren Platz im neuen Campus: die Geistes- und Sozialwissenschaften der Uni Hamburg, das German Institute of Global Area Studies (GIGA) sowie die Wirtschaftsbibliothek der Leibnitz-Gesellschaft.
Der Umbau wird mit Gesamtkosten von über 400 Millionen Euro veranschlagt. Neue Wände werden in den mittleren Etagen errichtet, die alle hohen Brandschutzstandards entsprechen. Im östlichen Dachgeschoss entsteht ein kleiner Hörsaal, während im westlichen Dachgeschoss ein Schulungsraum für Künstliche Intelligenz Platz finden wird. Die geplante Übergabe des Gebäudes an die Stadt als Mieterin ist für Ende des Jahres vorgesehen.
Fokus auf urbane Entwicklung
Die HafenCity Universität Hamburg (HCU) ergänzt die Entwicklungen auf dem Campus durch ihren Fokus auf Baukunst und Metropolenentwicklung. Ziel der HCU ist es, Lehre und Forschung zukunftsorientiert auszurichten und dabei fächerübergreifend zu arbeiten. Der Studiengang umfasst Disziplinen, die maßgeblich zur Gestaltung der urbanen Umwelt beitragen, wie zum Beispiel Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik und Stadtplanung.
Studierende können zwischen Bachelor- und konsekutiven Master-Angeboten wählen, die auf Themen wie Kultur, Digitalisierung und Metropolen abzielen. Zudem werden Bachelorstudiengänge wie Urban Design und Resource Efficiency in Architecture and Planning (REAP) angeboten. Die Kombination aus traditioneller und moderner Lehrmethodik macht den Campus Schlüterstraße zu einem zentralen Ort für die akademische Ausbildung in Bezug auf urbane Herausforderungen.