
In Hamburg legen etwa 20 Prozent der Bürger ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad zurück. So wurde in einer öffentlichen Diskussion des Fahrradclubs ADFC am 22. Januar 2025 über den Ausbau des Radverkehrs in der Hansestadt gesprochen. Verglichen mit Kopenhagen, wo 60 Prozent der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, scheint Hamburg noch viel Raum für Verbesserungen zu haben. Kopenhagen gilt als das Idealbild einer fahrradfreundlichen Stadt, in der das Radfahren sowohl schnell als auch effektiv ist.
Ein zentraler Punkt der Diskussion war der Vergleich zu Kopenhagen. Dort gehört der Radweg auf der Dronning Louises Brücke zu den meistbefahrenen Radwegen, über 40.000 Radfahrer nutzen ihn täglich. Auf jeder Seite der Brücke sind die Radwege je vier Meter breit, was Platz für drei Radfahrer nebeneinander bietet. Im Vergleich dazu wird in Hamburg über die Realisierbarkeit eines ähnlichen Modells gestritten. Lars Pochnicht von der SPD äußerte Bedenken und betonte, dass niemand gezwungen werden sollte, Fahrrad zu fahren.
Politische Kontroversen und Pläne
Richard Seelmaecker von der CDU sieht Anzeichen dafür, dass Verkehrsanlagen so geplant werden, dass Autos verdrängt werden. Dies führte zu einer hitzigen Debatte über die Balance zwischen Radverkehr und Autoverkehr. Heike Sudmann von den Linken forderte eine Einschränkung des Autoverkehrs und mehr Platz für Rad- und Fußwege, während Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) plante, Hamburgs Radwege auszubauen, inspiriert von Kopenhagens Konzept aus den 1970er-Jahren.
Tjarks setzt sich ein Ziel von 60 Kilometern Radwegen pro Jahr für Hamburg. In der aktuellen Legislaturperiode hat die Stadt das Ziel beim Radwege-Ausbau erreicht, mit Fertigstellungen in allen Bezirken. Obwohl Hamburg in diesem Bereich Fortschritte erzielt hat, bleibt die Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen, um ähnlich fahrradfreundlich wie Kopenhagen zu werden.
Kopenhagens Vorbildfunktion
Um den Erfolg Kopenhagens zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte der Fahrradstadt notwendig. Seit den 50er Jahren mussten Fahrräder in der dänischen Hauptstadt gegen den zunehmenden Autoverkehr konkurrieren. In den 70er Jahren demonstrierten Bürger für den Erhalt von Radwegen, was die Politik motivierte, ein umfassendes Radwegenetz auszubauen. 2009 beschloss der Stadtrat, Kopenhagen zur besten Fahrradstadt der Welt zu machen.
Die Stadtplanerin Marie Kåstrup betont, dass das Fahrrad in den Fokus der Politik gerückt wurde und in die Infrastruktur investiert wurde. Fast jeder zweite Kopenhagener hat das Fahrrad als bevorzugtes Transportmittel gewählt. Diese Entwicklung wurde durch die flache Topographie der Stadt begünstigt, die das Radfahren besonders einfach macht.
Während Hamburg weiterhin an der Verbesserung seiner Radwege arbeitet, bleibt die Frage, ob das Modell aus Kopenhagen auch in der Hansestadt erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Diskussion um den Ausbau des Radverkehrs bleibt spannend und wird sicherlich auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen.
Für weitere Informationen über die Radkultur in Kopenhagen, siehe Deutschlandfunk Kultur und für spezifische Details über den Radwege-Ausbau in Hamburg, besuchen Sie NDR.