
Am 20. Dezember 2024 verübte Taleb A., ein 50-jähriger Psychiater aus Saudi-Arabien, einen verheerenden Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Dabei tötete er sechs Menschen, darunter einen neunjährigen Jungen, und verletzte fast 300 Personen. Vor diesem schrecklichen Akt hatten Sicherheitsbehörden bereits 110 Kontakte zu Taleb A. dokumentiert, was die Sorge um seine möglichen neofaschistischen Neigungen verstärkte. Behörden aus sechs Bundesländern, darunter Sachsen-Anhalt und Hamburg, waren involviert, ebenso das Bundeskriminalamt (BKA) und andere nationale Sicherheitsorgane. Diese Erkenntnisse zeigen, dass die Sicherheitskräfte den potenziellen Gefahren, die von ihm ausgingen, nicht ausreichend Beachtung schenkten, wie rnd.de berichtet.
Taleb A. war zwischen 2006 und 2008 in Hamburg gemeldet, nachdem er mit einer Aufenthaltserlaubnis zum Studium eingereist war. Anfangs schien er über eine ordnungsgemäße Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) auf dem richtigen Weg. Doch bereits im ersten Jahr nach seiner Einreise sorgten gravierende Bedenken unter den Mitarbeitern des UKE dafür, dass es Schwierigkeiten gab, ihm Patienten anzuvertrauen. Er reagierte aggressiv auf kritische Rückmeldungen, was dazu führte, dass die leitenden Ärzte entschieden, sein Ausbildungsverhältnis nicht fortzuführen. Seine Personalakte wurde schließlich nach zehn Jahren gelöscht, wie sueddeutsche.de feststellt.
Verschiedene Ermittlungsverfahren
Gegen Taleb A. liefen vor dem Anschlag mehr als ein Dutzend Ermittlungsverfahren, von denen die meisten jedoch eingestellt wurden. Auffallend war, dass Hinweise auf mögliche Straftaten auch aus Großbritannien und Kuwait kamen. Diese Informationen konnten aufgrund technischer und datenschutzrechtlicher Gründe nicht zusammengeführt werden. Experten und Innenpolitiker fordern daher eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden. So argumentierte SPD-Innenpolitiker Lars Castellucci, dass ein besserer Datenaustausch erforderlich sei, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern.
Wiederholte Warnungen über Taleb A. hätten zu einem präventiven Eingreifen führen müssen. Astrid Passin, Sprecherin der Hinterbliebenen des Breitscheidplatz-Attentats, forderte, den Anschlag in Magdeburg als Terroranschlag zu klassifizieren und die Ermittlungen an den Generalbundesanwalt zu übertragen. Bundesjustizminister Volker Wissing kündigte zudem an, die Opfer von Magdeburg wie Terroropfer zu behandeln, eine Entscheidung, die mehr Sensibilität im Umgang mit solchen Verbrechen fordert.
Die Rolle der Sicherheitsbehörden
Die Sicherheitsbehörden wurden im Fall Taleb A. nicht ernst genommen, was Kritiker auf die strengen Regeln des Trennungsgebots zurückführen. Gemäß diesen Vorschriften müssen Polizei und Nachrichtendienste funktional, organisatorisch und in Bezug auf Befugnisse und Datenaustausch strikt getrennt sein. Dies hat zur Folge, dass Informationen nicht effizient ausgetauscht werden können, was insbesondere im Kontext der Bekämpfung des internationalen Terrorismus problematisch ist. Das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ), das 2004 gegründet wurde, soll diesen Informationsaustausch verbessern. Insgesamt arbeiten dort 40 Behörden zusammen, um eine frühzeitige Zusammenführung, Analyse und Bewertung von Informationen zu gewährleisten, wie auf bka.de erläutert wird.
Die Tragödie des Magdeburger Weihnachtsmarktes wirft auch einen Schatten auf die Effizienz des bestehenden Sicherheitssystems in Deutschland. In einer Zeit, in der Bedrohungen durch extremistische Gewalt immer präsenter sind, ist eine offene Diskussion über den Sicherheitsapparat und dessen Schwächen unerlässlich, um künftige Angriffe zu verhindern.