
Die ehemalige Drogerie Schlecker in St. Pauli, gelegen in der Straße Pepermölenbek, hat in den letzten Jahren eine stille, aber bemerkenswerte Transformation durchlebt. Seit der Insolvenz des Unternehmens vor 13 Jahren steht das Geschäft nun leer und erinnert an vergangene Zeiten. Trotz eines Schildes im Schaufenster, das die provisionsfreie Vermietung ankündigt, hat sich seit Monaten kein geeigneter Mieter gefunden. Dieses Schicksal scheint im Kontrast zu stehen zu den lebhaften Umgebungen, die St. Pauli üblicherweise prägen.
Ein Artikel in der MOPO vom 30. November 2005 thematisierte bereits die Ängste der Anwohner vor einer Flut von Discounter-Märkten im Kiez. Andy Grote, der damals Fraktionschef der SPD war, äußerte Bedenken, dass durch neue Supermärkte die charakteristische Partyszene verdrängt werden könnte. Heute, 20 Jahre nach diesem Artikel, ist die Drogerie Schlecker nichts weiter als ein verlassener Ort, der eindrücklich die Ungewissheit über die Zukunft seines Raumes widerspiegelt.
Ein Zeitzeugnis der Dekaden
Die Inneneinrichtung der ehemaligen Drogerie bleibt makellos und unberührt. Neben einer vergilbten Kasse und einem Regal mit Angeboten für „Digitalfotos“ prangt ein leerer Kaffeebecher umgeben von Staub und Dämmerlicht. Diese Szenerie lässt die Besucher an den einst regsame Betrieb des Ladens denken. Die traurige Realität ist, dass der Laden keine Nachfolger gefunden hat, selbst in einem Gebiet, das von Kiosken, Bäckern und sogar kleinen Cafés umgeben ist.
In einer Stadt, die kontinuierlich im Wandel ist, stellt sich die Frage, wie lange ein solch verzweifelter Leerstand noch anhalten kann. Bei den Gesprächen mit dem Bezirksamt Altona wird klar, dass keine Informationen über den Vermietungsstand vorliegen. Ebenso verhält es sich mit dem Vermieter, der sich auf Anfragen nicht äußert. Der einst pulsierende Kiez hat mit der ehemaligen Drogerie ein weiteres Zeichen dafür, dass auch beliebte Viertel vor Herausforderungen stehen kann.
Lost Places in Hamburg
St. Pauli ist nicht der einzige Bezirk in Hamburg, der mit Lost Places konfrontiert ist. Die Schilleroper beispielsweise, die zwischen Heiligengeistfeld, Rindermarkthalle und Sternschanze liegt, hat eine vergleichbare Geschichte. Der Ort, einst ein Zirkus und später ein Theater und Oper, zeigte über die Jahre eine schleichende Verwandlung. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ das Interesse nach, und das Gebäude verfiel zunehmend. Nach verschiedenen Nutzungen konnte ein Abriss aufgrund des Denkmalschutzes nicht realisiert werden.
Laut einem Bericht von Moin ziehen solche verwaisten Orte viele Urbexer an. Die Neugier auf die Geschichten und Geheimnisse, die in den Mauern verborgen liegen, sorgt dafür, dass diese Plätze auch heute noch besucht werden. Die Schilleroper könnte uns einen weiteren Einblick in die verlorene Glory Hamburgs geben, jedoch bleiben die Pläne ihrer Eigentümerin, Mareike Janssen, zur Wiederbelebung des Areals unkonkret und der Fortschritt ist ungewiss.
Ein Bild aus der heutigen Zeit zeigt, dass sowohl die ehemalige Schlecker-Filiale als auch die Schilleroper in einem bemerkenswerten Stillstand verweilen. So bleibt die Frage im Raum: Was wird mit diesen Lost Places in der hamburgischen Innenstadt geschehen? Der Charme der Stadt wird weiterhin von den Überbleibseln ihrer Vergangenheit geprägt, während die Hoffnungen auf eine Revitalisierung immer wieder neu in den Raum gestellt werden.