
Am 14. Januar 2025 wurde die Übernahme der PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH durch die Freie und Hansestadt Hamburg bekannt gegeben. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßte diesen Schritt als eine bedeutende Rückkehr zur kommunalen Selbstverwaltung, der 18 Jahre nach der Privatisierung eingeleitet wird.
Die Übernahme wird als essenziell betrachtet, um die Pflege als zentralen Bestandteil der Daseinsvorsorge zu verankern. In einer Gesellschaft, die immer älter wird, soll damit sichergestellt werden, dass die Erlöse aus der Pflege direkt zur Verbesserung der Versorgungsqualität eingesetzt werden. Hilke Stein, Landesfachbereichsleiterin für Gesundheit und Bildung bei ver.di, äußerte sich positiv zu den Veränderungen. So betonte auch Dr. Arnold Rekittke, Gewerkschaftssekretär für Altenpflegebetriebe in Hamburg, die sozialen Gestaltungsmöglichkeiten, die durch diesen Kauf wieder zurückgewonnen werden.
Pflegeinfrastruktur und aktuelle Situation
Die PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH, die seit 1619 in Hamburg ansässig ist, betreibt 13 Standorte mit insgesamt 2.691 stationären Pflegeplätzen. Der Betrieb beschäftigt derzeit rund 2.000 Mitarbeiter. Diese Zahlen verdeutlichen die Wichtigkeit des Unternehmens für die regionale Pflegeinfrastruktur und die Herausforderungen, die die Branche in einem sich schnell verändernden demografischen Umfeld zu bewältigen hat.
Zusätzlich zur Stärkung der kommunalen Pflegeinfrastruktur wird auch über neue Vorschläge für die Reform des Pflege- und Gesundheitssystems diskutiert. Hierzu hat das Institut für Pflege, Altern und Gesundheit (IPAG) ein Konzeptpapier namens „Care Share 13“ vorgelegt, das eine menschenzentrierte, interprofessionelle und regionale Gesundheitsversorgung zum Ziel hat. Dieses Konzept sieht vor, ein neues Sozialgesetzbuch 13 (SGB XIII) zu schaffen, das die bestehenden Regelungen zusammenführen soll. Ziel ist die Schaffung eines bürokratisch barrierefreien Gesundheitsrechts, welches die Leistungen der Fachpflege und Medizin harmonisiert.
Neue Wege in der Gesundheitsversorgung
Das Konzept fordert die Abschaffung so mancher bisherigen Regelungen und eine tiefgreifende Transformation des bestehenden Systems. Professorin Martina Hasseler, die an der Entwicklung des „Care-Share-13“-Papiers mitgewirkt hat, hebt hervor, dass Fachpflege und Medizin in einem neuen Tandem-Vertrag ohne Ärztevorbehalt zusammenarbeiten sollen. Die hausärztlich-pflegerische Versorgung wird somit neu gestaltet, und der Pflegebedürftigkeitsbegriff wird überdacht.
Darüber hinaus soll eine aufsuchende Tandem-Versorgung regional geplant und durch telemedizinische sowie telepflegerische Instrumente unterstützt werden. Diese Neuerungen versprechen eine signifikante Verbesserung der Pflegequalität und der Zugänglichkeit von Gesundheitsdiensten.
Der IPAG-Expertenrat fungiert als Think-Tank, der Mitglieder aus verschiedensten Bereichen von Wissenschaft über Pflegeeinrichtungen bis hin zu Gesundheitsregionen bündelt, um die notwendigen Veränderungen im Gesundheits- und Pflegesystem voranzubringen.
Die Entwicklungen rund um die PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG GmbH und die neuen Impulse aus dem IPAG zeigen, wie wichtig es ist, die Pflege in den Mittelpunkt der sozialen Daseinsvorsorge zu stellen und innovative Ansätze für die zukünftige Gesundheitsversorgung zu finden.