Hamburg

Fähren in Norddeutschland kämpfen mit dramatischem Personalmangel!

Der Fachkräftemangel trifft die Fährbetriebe im Norden Deutschlands mit voller Wucht. Die Personaldecke ist in vielen Unternehmen so dünn, dass bereits einzelne Krankheitsfälle dazu führen, dass Fähren ausfallen müssen. In Hamburg beispielsweise wurden vor einem Jahr mehr als jedes sechste Fahrt von HADAG gestrichen. Durch verstärkte Ausbildungsmaßnahmen hat HADAG allerdings die Ausfallquote im vergangenen Jahr mehr als halbiert.

Derzeit bildet HADAG 20 Hafenschiffer zwischen Elbbrücken und Blankenese aus. Bei dieser Rekrutierung besteht ein besonders hoher Bedarf an erfahrenen Schiffsführern, da immer weniger Kräfte mit der notwendigen Fahrerlaubnis zur Verfügung stehen. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Nord-Ostsee-Kanal berichtet von einem signifikanten Rückgang an fähigen Fährschiffsführern.

Herausforderungen in der Branche

Auch die Betreiber von Fähren in Kiel und Lübeck kämpfen mit personellen Engpässen. Das WSA Nord-Ostsee-Kanal bestätigt, dass an 14 Orten im Kanal Fähren überquert werden können, oftmals werden die Aufträge jedoch an Subunternehmer vergeben. Während in Lübeck und Kiel die Fährlinien noch nach Plan betrieben werden können, sind vereinzelt Fahrten bei hohen Krankenständen betroffen.

Vor allem die Lübecker Stadtwerke stehen der Herausforderung gegenüber, ausgebildete Schiffsführer zu finden. Schichtarbeit und ungünstige Wetterbedingungen kommen als zusätzliche Belastungen hinzu. Die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) sieht sich mit einem belasteten aktuellen Personal konfrontiert, da konkurrierende Branchen oft höhere Vergütung bieten.

Ausbildungsmaßnahmen und Quereinsteiger

Die Ausbildung zum Binnen- oder Hafenschiffer dauert drei Jahre, jedoch wird diese in Lübeck derzeit nicht angeboten. Fährbetriebe setzen zunehmend auf Quereinsteiger, die mit einer Zulassung als Fährschiffsführer ebenfalls Fähren steuern können. Das WSA nordöstlich des Kanals fördert Bewerber mit einem Sportbootführerschein und praktischer Erfahrung an Deck. Gleichzeitig werden in Lübeck Fährgehilfen zu Schiffsführern weitergebildet.

Die Situation in Hamburg hat sich durch die Initiative von HADAG deutlich verbessert. Mit der Ausfallquote, die im ersten Halbjahr 15 % betrug, und im zweiten Halbjahr auf 6 % gesenkt wurde, zeigt sich ein positiver Trend. Im Inselverkehr, einschließlich der Reederei FRS Europe und der AG Ems, sind genügend Mitarbeiter vorhanden, um alle Stellen im Linienverkehr zu besetzen. Dennoch hat die AG Ems Schwierigkeiten, junge Leute für Ausflugsfahrten zu gewinnen und setzt dabei auch auf internationale Arbeitskräfte.

Ein Blick auf die Ausbildungssituation

Ein höherer Praxisanteil in der Ausbildung sowie eine bessere Vorbereitung auf die Praxis durch die Einbindung in Unternehmen könnten in Deutschland helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Jedoch bleibt die Binnenschifffahrt oft unbekannt und benötigt umfangreiche Werbung, um potenzielle Auszubildende zu erreichen. Momentan gelingt es in Deutschland nur, jährlich etwa 200 junge Menschen für eine Ausbildung in der Binnenschifffahrt zu gewinnen, im Angesicht der 80 Millionen Menschen, die hier leben, ist das eine besorgniserregende Zahl.

Statistische Auswertung

Beste Referenz
ndr.de
Weitere Infos
sueddeutsche.de
Mehr dazu
binnenschifffahrt-online.de

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