
Im Bahnhofsviertel von Frankfurt, einem 54 Hektar großen Areal zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt, nimmt der Drogenkonsum weiterhin besorgniserregende Ausmaße an. Die Situation wird durch Prostitution, Kriminalität und Müllproblemmatiken erschwert. Trotz der Herausforderungen zieht das Viertel weiterhin neue Bewohner an. So stieg die Einwohnerzahl in den letzten 13 Jahren um 1.100 auf insgesamt 3.800 zum Stand Mitte 2024. Die Prognosen deuten auf einen weiteren Anstieg von 500 Einwohnern in den kommenden zehn Jahren hin.
Eine aktuelle Studie der Goethe-Universität Frankfurt zeigt, dass der Konsum von Crack im Bahnhofsviertel nahezu allgegenwärtig ist. 77% der befragten Drogenabhängigen gaben an, in den letzten 24 Stunden Crack konsumiert zu haben, während die Nachfrage nach Heroin stark zurückgegangen ist – von 60% im Jahr 2020 auf nur noch 32%. Insbesondere unter den obdachlosen Abhängigen ist der Crack-Konsum ein zentrales Problem, und die Stadt sieht sich erheblichen Herausforderungen gegenüber.
Gesundheitliche und soziale Herausforderungen
Das Problem des Drogenkonsums ist nicht nur lokal, sondern spiegelt sich auch in urbanen Entwicklungen wider. Eine Studie zeigt, dass mittlerweile jeder vierte obdachlose Mensch an einer Suchterkrankung leidet. Besonders besorgniserregend sind die Gefahren, die von liegengebliebenen Spritzen für Kinder ausgehen. Diese Gefahren sind nicht nur auf das Bahnhofsviertel beschränkt; Drogenkonsum ist in Städten überall sichtbar – in Parks, an Bahnhöfen und in der Nähe von Schulen.
Die Stadt Frankfurt versucht gegen die Probleme anzukämpfen, indem sie die Videoüberwachung und die Polizeipräsenz erhöht. Geplant ist auch eine umfassende Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes, die jedoch frühestens in den 2030er Jahren beginnen wird. Parallel dazu plant der Gesundheitsdezernent Stefan Majer ein Modellprojekt zur Behandlung von Crack-Konsumenten, um Hilfsangebote besser zu koordinieren und somit den Drogenkonsum von der Straße in Hilfseinrichtungen zu verlagern.
Städtebauliche Entwicklungen und Perspektiven
Trotz der Drogenproblematik und der damit verbundenen Herausforderungen hat das Bahnhofsviertel eine interessante Entwicklung durchgemacht. Rund 200 denkmalgeschützte Häuser wurden renoviert, die zum Erhalt der kulturellen Substanz des Viertels beitragen. Doch die Probleme bleiben: Müll auf Gehsteigen und eine hohe Abwanderung von Unternehmen belasten die Attraktivität des Standorts.
Ähnliche Herausforderungen zeigen sich auch in anderen deutschen Städten. In Düsseldorf wollte die Adler-Gruppe rund 1.000 moderne Wohnungen in einem brachliegenden Baugebiet in der Nähe des Hauptbahnhofs schaffen. In Hannover wird am Raschplatz versucht, durch den Bau von Gleiserweiterungen und Open-Air-Events eine positive Veränderung herbeizuführen, während in Berlin und München umfangreiche Bauprojekte und Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden.
Die Ministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, betont die Notwendigkeit, Drogenabhängige nicht zu stigmatisieren. Angebote und Anlaufstellen zur Unterstützung von Suchtkranken sind unerlässlich, um einen sicheren und attraktiven öffentlichen Raum für alle zu schaffen. Sie unterstreicht, dass Städte wie Köln, Leipzig, Hamburg und Hagen bereits spezifische Herausforderungen identifizieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.